Nutzen von neuen Straßen – Wie sieht die Mobilität in 10 Jahren aus?

Lounge auf vier Rädern: Die Bedienung soll zukünftig über Sprache und Gesten laufen, der Innenraum soll Freiraum für Entspannung oder Arbeit bieten (im Bild der I.D. Vizzion von Volkswagen). (Foto: Volkswagen AG/dpa-tmn )

Ein persönlicher Kommentar

Durch meinen Beruf im Automobil-Umfeld bekomme ich einen guten Einblick in die momentane Gedankenlage der Automobilbauer und deren Zulieferer. Ich entwickele mit den Firmen aus der Branche für sie spezielle Konzepte zur digitalen Transformationen, sprich die Optimierung und Digitalisierung ihrer Prozesse in der Konstruktion und der Fertigung.

Der deutsche Mittelstand im Automotive-Umfeld ist gewarnt: die Elektromobilität und das Autonome Fahren stehen vor der Tür. Die Elektromobilität zwingt die Firmen dazu, ihre Geschäftskonzepte zu überdenken. Ein Elektro-Auto besteht aus einem Bruchteil von (beweglichen) Teilen im Vergleich zu einem Auto mit Verbrennungsmotor.

Entscheidener ist allerdings die Entwicklung im Bereich des Autonomen Fahrens. Dass meine Kinder in 18 Jahren noch einen Führerschein machen werden, wird immer unwahrscheinlicher. Volkswagen rechnet damit, dass schon Mitte der 2020-er Jahre Fahrerassistenzsysteme einen Großteil der Steuerung des Autos übernehmen werden.

Wir werden uns ein Auto bei Bedarf rufen, es für unsere Erledigung benutzen und wieder aussteigen. Die ersten Mobilitätsdienstleister wie Uber und MyTaxi stehen bei dieser Technologie auch in Deutschland schon in den Startlöchern. Langfristig wird durch die gemeinsame Nutzung der Fahrzeuge erwartet, dass die Anzahl an PKWs bis 2050 rasant sinken wird. Die genaue Anzahl ist natürlich Glaskugelleserei, einige Studien gehen sogar davon aus, dass wir 2050 nur noch 1/7 der momentanen Anzahl an Fahrzeuge für den Individualverkehr benötigen. Starten wird die Entwicklung in den Großstädten, aber auch die ländlichen Bereiche werden schnell nachziehen.

Da stellt sich jetzt die Frage: Warum dann jetzt eine unnötige Umgehungsstraße durch Landschaftsschutzgebiet bauen, die unsere Kinder in Zukunft gar nicht mehr benötigen. Der Kreuzungsbereich in Friedrichsdorf verstopft oft, da die Linksabbieger die Straße blockieren. Es lässt sich schlecht einschätzen, ob von vorne ein anderes Fahrzeug kommt und ein gefahrloses Abbiegen möglich ist. Autonome Fahrzeuge kommunizieren miteinander und haben diese Information. Allein dadurch läuft der Verkehr flüssiger.

Hört sich alles ein wenig nach Science-Fiction an. Wenn man allerdings die Entwicklung der letzten 10 Jahre betrachtet, ist alles dies aber durchaus zu erwarten. Man stelle sich einmal vor, man hätte einem Bauern vor 100 Jahren erzählt, dass von ehemals 98% der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft weniger als 2% übrig bleiben und der Rest Influencer bei Instagram wird oder beispielsweise in einer Werbeagentur arbeitet.

Daher bin ich ein Befürworter. Ein Befürworter für neue Mobilitätskonzepte. Ich bin kein Befürworter einer Umgehungsstraße, die heute schon nur (wenn überhaupt) höchstens 4 Stunden am Tag eine Daseinsberechtigung hätte, die sie ein paar Jahren dann komplett verlieren würde.

Matthias Bode

Beruflich als Berater im Product Lifecycle Management für Siemens Industry Software bei Automobilzulieferern und in der High Tech Electronics-Branche unterwegs. Und, ganz wichtig, seit November 2018 Neu-Friedrichsdorfer.

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